Purer Stolz auf vier Pfoten
Gerade kam mir ein Gedanke: Wie krass ist es eigentlich, dass mein Hund ziemlich so geworden ist, wie ich es mir gewünscht habe? Und dass er eigentlich ziemlich vieles mitmacht, was ich mir im Vorfeld ausgemalt habe?
Yuna begleitet mich ins Büro, ist Stammgast beim Nerdquiz in einer Bar und feiert auch mal auf Menschengeburtstagen. Inzwischen nehme ich sie regelmäßig mit ins Restaurant. Vielleicht mag das für manche Hundesitzer/-innen selbstverständlich sein – mich fasziniert Yuna aber nahezu täglich aufs Neue, wie cool sie so manche Situation meistert. Denn sie zog nicht als Welpe bei uns ein und hat die ersten neun Monate ihres Hundelebens wenig bis vielleicht keine Sozialisierung erfahren. Ist nicht Bahn oder Auto gefahren und kannte keine große Stadt. Als sie zu uns kam, wusste nichts mit Spaziergängen anzufangen und musste erst überzeugt werden, dass das etwas Nettes sein kann.
Es heißt, Hunde lassen sich bis ins hohe Alter trainieren. Mit anfangs neun Monaten – heute ist sie schon drei Jahre alt – war Yuna immer noch ziemlich jung, als sie zu uns kam. Viel Lernpotenzial lag vor ihr. Wir haben Hundeschulen besucht, uns an neue Situationen gewagt und vieles einfach mal gemacht. Auch wenn das „Gelingen“ natürlich das Trainingsziel ist: Ein Hund bleibt ein Lebewesen mit eigenen Gedanken und Ideen. Es ist für mich alles andere als selbstverständlich, dass Yuna heute so selbstbewusst mit allerlei Situationen umgeht. Wer schon mal den Kölner Neumarkt zu Berufsverkehr-Zeiten gesehen hat, weiß welches Chaos dort herrscht. Ich will nicht sagen, dass Yuna es in dem Trubel genießt. Sicher wäre sie – wie ich – dann lieber an einem schöneren Ort. Und doch folgt sie mir beharrlich, wenn wir dort auf dem Weg zum Büro umsteigen.
Auch Pöbel-Ausraster zählen zu unserem Alltag
Bei all dem Stolz, den ich für ihre Entwicklung empfinde, will ich nichts beschönigen. Es ist lustig, dass mir der Gedanke „Wie krass ist bitte mein Hund?“ gerade heute gekommen ist. Noch gestern Abend hatte sie einen Pöbel-Ausraster der besonders üblen Sorte, als ihr Erzfeind-Nachbarshund sich „erdreistete“ vor „ihrem“ gläsernen Hauseingang vorbeizulaufen. Ich musste sie sehr fest bei mir halten, damit sie den anderen Artgenossen nicht gemäß ihrer Vorstellung zurechtwies. Auch das gehört zu unserem Alltag. Ebenso wie peinliche Momente in der Bahn, wenn sie morgens auf der Fahrt zur Arbeit jault und ich wünschte alle Passagiere trügen Noise-Cancelling-Kopfhörer. Kommt ein zweiter Hund ins Restaurant, sollte mein Fuß besser auf der Leine stehen. Ziemlich sicher will sie hin und ihn verbellen. Ja all solche Situationen gibt es tagtäglich auch bei uns und begleiten uns vielleicht für immer.
Ich sehe aber auch, wie sie in solchen Situationen schneller wieder zur Ruhe kommt als früher. Weniger lange bellt. Wie sie immer öfter souverän Hundebegegnungen meistert. Es ist vermutlich selbstverständlich, dass jeder sein Tier liebt wie kein anderes. Und so belegt auch Yuna eine Topposition in meinem Herzen. Manchmal bin ich so stolz, wie gelassen sie ist, dass ich sie einfach knutschen könnte. Und oft genug tue ich das auch, sehr zum Leidwesen von Yuna…
Darf ich meinen Hund mitbringen?
Meine Wunschvorstellung war es immer, meinen Hund so oft es geht bei mir zu haben. Ob in der Freizeit, auf der Arbeit, beim Essen gehen, Treffen mit Freund/-innen und vielem mehr. Wo Hunde erlaubt sind, sollte meiner dabei sein. Natürlich war ich bereit, dafür Zeit und Geld zu investieren. So wichtig der Input von Trainer/-innen ist, die eigentliche Beziehungsarbeit mit dem Hund muss man selbst leisten. Ebenso wie der Hund. Wie dieser sich entwickelt, lässt sich sicher beeinflussen. Ein Hund ist aber nun mal ein individuelles Lebewesen mit ganz eigenen Vorstellungen und Ansichten. Ganz gleich, ob Welpe oder Tierschutzsenior. Bei der Entwicklung schwingt also auch ein kleines Überraschungspaket mit. Und wenn ich daher heute sehe, wie nah unser Alltag an meine vorige Wunschvorstellung reicht, könnt ich heulen vor Freude. Ja, Yuna pöbelt. Ja, sie ist kein Anfängerhund. Und ja, wir brauchen vielleicht auch immer etwas Management. Aber ich kenne sie inzwischen so gut, dass ich zumindest weiß, was in ihrem Kopf vorgeht und welche Entscheidung sie gleich trifft – auch wenn es die meiner Meinung nach falsche ist. Ich weiß es einzuschätzen, wenn sie nach zu viel Input verständlicherweise dünnhäutiger wird und dringend eine ordentliche Ruhepause braucht. Wir sind in den rund zwei vergangenen Jahren zu einem guten Team zusammengewachsen und es macht einfach jede Menge Freude, mit ihr zusammenzuleben. Du kannst es nicht lesen Yuna, aber die nächste „Du bist die Beste“-Trällerei kommt bestimmt. Ganz bestimmt.
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