Schöne Bescherung!
Heute ist es endlich soweit: Heiligabend steht bevor. In meiner Kindheit konnte ich den 24. Dezember gar nicht erwarten. Schier endlos langsam schlichen die letzten Schultage dahin. Fein säuberlich und sorgfältig stieß ich jedes Türchen meines Adventskalender auf – natürlich jedes einzeln am dafür vorgesehenen Tag. Nicht so wie meine beste Freundin. Alljährlich konnte man in ihrem Zimmer teilweise schon Wochen vor Heiligabend einen gänzlich entleerten/entehrten Adventskalender finden. Manchmal sogar mehrere. Eiskalt ohne jegliches Traditionsbewusstsein hatte sie ihnen viel zu früh sämtliche Schokotäfelchen entrissen. Das gibt es bei mir nicht. Ob einer oder vier Kalender: Die Türchen werden wie vorgesehen Tag für Tag geöffnet, wie es sich gehört. Die letzten Türchen meines Bürokalender müssen daher wegen meines Urlaubs zwar etwas Geduld beweisen. Aber sie vorher öffnen? Niemals!
Langsam erkenne ich erwachsene Züge in mir. Das Wichtigste an Weihnachten ist heute für mich die Familie und die Zeit mit den Lieben, die man sonst viel zu selten sieht. Es ist die Phase im Jahr, in der nicht nur ich wieder in die Heimat zurückkehre, sondern auch viele Freunde, die ebenfalls in die Ferne gezogen sind. Auf einem der letzten Einkaufsstreifzüge treffe ich spontan Schwester und Papa einer meiner Jugendfreundinnen. Es sind diese kleinen zwischenmenschlichen Momente, die Weihnachten so besonders machen. Gestern war uns ein Verkäufer mehrere hundert Meter hinterhergelaufen, um uns die Hähnchen zu bringen, die wir zwar bezahlt aber liegen gelassen hatten. Wir hatten schrecklichen Hunger, doch der zuvor absolvierte Einkaufsmarathon (der länger andauerte als ein Spielfilm – und wohlbemerkt ging es „lediglich“ um Lebensmittel, keinen Last-Minute-Geschenkerausch) hatte unsere Gehirne weich gekocht. Wir bedankten uns herzlich und wünschten ihm ein frohes Fest, ohne den netten Mann wären wir verhungert unterm Christbaum gestrandet.
Moralische Grauzonen
Während ich bei der Tradition mit dem Adventskalender stets artig war, hatte ich in einem anderen Punkt moralische Grauzonen. Ich war ein unglaublich neugieriges Kind. Und obwohl vermutlich meist Dinge meines Wunschzettels unter dem Tannenbaum lagen, konnte ich einfach nicht abwarten, bis Heiligabend war. Da war es durchaus sehr hilfreich, dass meine Eltern die Geschenke grundsätzlich im Schlafzimmerschrank versteckt haben. Allzu leichtes Spiel für mich.
Heute bin ich da deutlich artiger geworden – man lernt halt dazu. Als ich gestern eine Freundin auf einen Freitgaabend-Drink abholte, wollten sie und ihre Mama unbedingt, dass ich mein Geschenk direkt aufmache. Doch mein moralisches Empfinden ließ mich nicht am Tesafilm rütteln. Weihnachtspräsente gibt es an Heiligabend – basta. Na gut, halb basta. Ich öffnete das Päckchen um zwölf Uhr nachts romantisch im Auto.
An dieser Stelle möchte ich euch wunderschöne Weihnachten wünschen! Ich hoffe, ihr verbringt diesen Tag bei euren Lieben. Mit reichlich Essen und ganz viel Liebe. Vielen Dank an die, die Zimmer 4 regelmäßig besuchen und mir auf meinen Gedankenstreifzügen folgen. Danke an die, die zufällig hier gelandet sind und vielleicht noch den ein oder anderen weiteren Artikel lesen. Ihr seid eines meiner großen Geschenke unter dem Baum. Apropos, dort unten warten einige Päckchen darauf, ausgepackt zu werden… In diesem Sinne: Schöne Bescherung!
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