Am vergangenen Wochenende stand das zweitgrößte Event in der Domstadt vor der Tür: die Kölner Lichter (an der Poleposition steht natürlich, alaaf, der Karneval). Es war der 16. Juli 2016 – bei dem Datum hat sich ein Rheinländer tatsächlich einmal im Vorfeld Gedanken gemacht – und die Stadt am Rhein blickte der 16. Ausgabe des musiksynchronen Feuerwerks entgegen.
In meinem ersten vollen Jahr in Kölle, 2013, startete ich gänzlich unvorbereitet und mit wenig bis null Vorwissen über das Event zu meiner ersten Erfahrung mit dem Pryotechnik-Spektakel. Gegen 21 Uhr war ich damals aufgebrochen und am Heumarkt oder Hauptbahnhof ausgestiegen. Ich war zugegeben etwas überrascht, welche Menschenansammlungen sich auf den sonst reichlich von Autos frequentierten Straßen tummelten. Wer die Kölner Lichter kennt, kann sich vorstellen, dass ich noch einige (Kilo-)Meter zurücklegen musste, bis ich eine Stelle erreichte, an der ich einen guten Blick auf den Rhein hatte. Nun. Ich stand in der Nähe des AXA-Gebäudes in Köln-Riehl. Dass es in jenem Jahr eine Art Theater mit riesigen Puppen auf dem Rhein zu sehen gab, davon erfuhr ich erst im Nachhinein im Rahmen der Fernsehwiederholung… Das Jahr darauf lief ähnlich spontan ab, allerdings wusste ich diesmal doch, dass sich eine frühe Anreise lohnt. Zusammen mit zwei Freundinnen brach ich im Anschluss an Endlos-Buffetessen und einem Abstecher in die Kölner Innenstadt (Samstagmittag – ein guter Vorgeschmack auf die Massen später am Rheinufer) gegen 18 Uhr Richtung Wiese am RTL-Gebäude auf. Wir erwischten einen sehr guten Platz. An Picknickdecken und Verpflegung hatte ich aber auch 2014 noch nicht gedacht. So saß ich mir also sechs Stunden auf dem Gras den Hintern platt. Noch dazu im Minirock, sodass der schöne junge Mann vom Rheinenergie-Wasserstand sehr gute Aussichten hatte. Wir investierten an jenem Tag einige Euro in Essen und vor allem Süßigkeiten am benachbarten Naschstand. Ich erinnere mich noch genau, wie meine Freundin fragte: „Und wann ist das Feuerwerk?“ Und an ihren erstaunten, entsetzten, schier fassungslosen Blick als ich sagte: 23.30 Uhr.
Warten auf ein Wunder der Pyrotechnik
Sechs Stunden Warterei für ein Feuerwerk? Das mag gerade für Menschen, die die Kölner Lichter noch nie erlebt haben, sehr befremdlich klingen. Aber sobald dann die zahlreichen, vielfältig beleuchteten Schiffe auf dem Rhein vorfahren, Tausende Besucher auf beiden Uferseiten ihre Wunderkerzen in die Höhe strecken und wenig später der Countdown für das große Feuerwerk ertönt, ist all das vergessen und die Kölner Lichter ziehen einen in ihren Bann. Es folgen 30 Minuten musiksynchrones Feuerwerk. In jenem Jahr lag der thematische Schwerpunkt auf den wilden 70ern. Ich weiß noch genau: Als letztes Lied erklang „We are the Champions“ von Queen. Wenige Tage zuvor war Deutschland Fußball-Weltmeister geworden. Ein absoluter Gänsehaut-Moment.
2015 musste ich passen, da ich zu jener Zeit in Hamburg war. Ich kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten, dass ich die einzige Pfalz-Kölnerin war, die in einer Wohnung im Hamburger Schanzenviertel gebannt den WDR und die Übertragung der Kölner Lichter verfolgt hat.
Domblick? Check
In diesem Jahr wollte ich das Riesenevent erneut live und vor Ort erleben. Dank glücklicher Fügung bekam ich sogar Heimatbesuch an dem Wochenende und so konnte ich zwei weiteren Pfälzern das Kölner Lichter-Gänsehaut-Feeling näherbringen. 2016 sollte nun alles tipptopp vorbereitet sein: Picknickdecke, Getränke, Camping-Stühle, geschmierte Brote und sogar ein wenig IKEA-Kuchen packten wir uns unter die Arme und reisten gegen 16 Uhr an der Koelnmesse an. Gefühlte vier Kilometer durch geschlängelte Absperrungen und zwei Personenkontrollen später (an dieser Stelle ein großes Dankeschön an alle Polizisten und Helfer) fanden wir einen scheinbar perfekten Spot hinter dem Tanzbrunnen am Rhein, um uns niederzulassen. Wie sich später herausstellte, war der große Baum vor der Nase nicht ganz so sinnvoll, aber was soll ich sagen: Wir hatten Domblick. Und damit ist für den Kölner quasi alles entschieden. Auch für die Wahlkölnerin. Jetzt hieß es warten (essen, lesen, Nickerchen machen, neue Bekanntschaften schließen, Crêpe naschen, Fotos schießen, Beine vor dem Toilettenwagen in den Bauch stehen).
Verkürzt wird die Wartezeit durch Musikbeschallung. Als aus den Lautsprechern „Hold back the river“ tönt, wandern mein Kopf und meine Seele zu unserer Susi. In der Zeit, als sie über die Regenbogenbrücke ging, habe ich diesen Song zigmal gehört. So saß ich dort mit Blick auf Dom und Rhein, inmitten von Tausenden Menschen und dachte voller Liebe an unsere flauschige Knuddelmaus und wie sie voller Freude hier durch die Massen laufen würde – überall eine Bratwurst in greifbarer Nähe erhaschend. Wieder so ein Moment, in dem man merkt: Zwar gehen geliebte Zwei- und Vierbeiner irgendwann von uns, doch eben niemals verlassen sie uns ganz. Das Wertvolle an Erinnerungen ist, dass wir sie zu jeder Zeit an jedem Ort bei uns haben. Wir können sie vor unserem geistigen Auge ablaufen lassen, wann immer wir wollen. Quasi wie ein Video on demand.
Vom Massenansturm in die geisterhafte Leere
Das Feuerwerk war einmal mehr ein tolles Spektakel. Wer nicht selbst dabei sein konnte, der kann es sich immerhin online ansehen (verfügbar bis 16.7.2017). Ist die Warterei überstanden und die letzte Rakete verglüht, steht der nächste Akt bevor: die Rückkehr nach Hause. Es empfiehlt sich, den ersten Schwung Massenbewegung abzuwarten, doch auch dann braucht es etwas Geduld. In den Bahnen kommt Kuschelfeeling auf, man kommt seinem Nächsten deutlich näher – ob gewollt oder nicht. Ich führte meinen Besuch zunächst über die Deutzer Brücke, dieser Fußweg lohnte sich alleine wegen dem wunderbaren Blick über Köln und den Rhein. Da auch an der Haltestelle Heumarkt alles unglaublich überfüllt war, packten wir noch einmal unsere Campingstühle aus… Dann aber ging mir ein KVB-Licht (Kölner Verkehrsbetriebe) auf: die neue unterirdische Haltestelle der Linie 5 am Heumarkt. Die Recherche ergibt, dass der Bahnbetrieb dort bereits seit Dezember 2013 startete. Und trotzdem habe ich das Gefühl, dass noch kaum einer die durchaus beeindruckende, 28,50 Meter in die Tiefe führende Haltestelle kennt. Es war ein schier unheimliches Bild, wie in der riesigen Halle gerade einmal zehn Menschen saßen. Ein wahrlicher Kontrast zu dem Massentreiben am Rhein. Von dort ging’s dann nach Hause. Insgesamt waren wir von 15.30 Uhr bis 3.30 Uhr unterwegs. Ziemlich aufwändig das Ganze. Mein Feuerwerksherz ist nun vorerst bedient. Bis zum 15. Juli 2017 – dann findet die 17. Ausgabe der Kölner Lichter statt.
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[…] – so zumindest meine Erfahrung. Da wird der Urlaub monatelang vorhergeplant, Ereignisse wie Kölner Lichter werden frühzeitig im Kalender notiert, der Besuch aus der Heimat pickt sich ein passendes […]